Gegen den Aufstiegsaspiranten aus Leck musste unsere Erste letzten Sonntag in Kellinghusen antreten (zum Glück kein Auswärtsspiel). Wir waren trotz der Absagen von Wolfgang und Clemens gut besetzt, da sich Andreas S. dankenswerterweise bereit erklärte, einzuspringen. Doch auch Leck war sehr stark in Bestbesetzung aufgestellt und damit favorisiert.
Im Spielverlauf entwickelten sich dann zunehmend spannende Partien und es wurde klar, dass der Ausgang des Spiels ziemlich offen war. Die ersten entschiedenen Partien gab es denn auch erst irgendwann nach 3-4 Stunden – dann aber gleich fast gleichzeitig drei: Stefan H. (Brett 2) einigte sich mit seinem Gegner auf Remis. Er hatte die leicht aktivere Figurenstellung, dafür aber den d-Isolani (eine klassische Konstellation); insgesamt ein angemessenes Remis. Andreas T. (Brett 6) setzte seinen Lauf fort und steht nun bei 4 aus 4 (!). Er griff mit Weiß wieder kompromisslos an und erlangte schon bald eine optisch deutlich bessere Stellung, die er dann verwertete. Wo genau der gegnerische Fehler lag, ob der Angriff „korrekt“ war und ob der Gegner nicht doch (wie in Hademarschen) eine Chance verpasste, vermag ich jetzt nicht zu sagen; von außen sah das jedenfalls sehr überzeugend aus. Andreas S. (Brett 8) verlor aber leider kurz darauf, sodass es 1,5 : 1,5 stand. Das genaue Ende habe ich verpasst, da ich zunehmend mit meiner Partie beschäftigt war (u.a. wegen einer sich abzeichnenden Zeitnot vor dem 40. Zug).
Nun passierte längere Zeit wieder nichts, ehe Michael (Brett 3) remis spielte. Das Spiel würde ich als taktisch-positionelles Belauern nach dem Eisberg-Prinzip (verborgene Spannungen) charakterisieren. Da sich keiner der beiden eine Blöße gab, war dieses Remis, soweit ich es mitbekommen habe, ebenfalls angemessen. 2:2.
Bei den folgenden drei Partien bin ich mir in der Reihenfolge nicht mehr sicher, ob ich sie hier richtig wiedergebe. Jedenfalls gewann Yorrick (Brett 7) gegen einen deutlich höher gewerteten Spieler mit Schwarz meinem äußeren Eindruck nach recht überzeugend. In einer ausgeglichenen, komplexen Mittelspielstellung setzte er zu einem Königsangriff an, der dann durchschlug und zum Punkt verwertet wurde. Stephan K. (Brett 4) verlor aber leider. Im Mittelspiel hatte seine Stellung für mich noch ganz gut und vielversprechend ausgesehen. Irgendwie und irgendwann hatte sich aber die Initiative verflüchtigt und ein Bauer war verloren gegangen. Im Springerendspiel versuchte er sich noch lange gegen eine Niederlage zu stemmen – vergeblich.
Zu meiner Beruhigung „glich“ Börge (Brett 6) diese Niederlage „aus“. Aus der Eröffnung heraus war er in eine schlechtere Stellung geraten und beim späten Mittelspiel hatte ich seine Stellung schon abgeschrieben. Zwar hatte er kein Material weniger, seine Bauernstruktur war aber hoffnungslos zerfleddert, die gegnerische Figurenaktivität war wesentlich höher und es war auch nicht zu sehen, wie Börge Gegenspiel generieren sollte. Irgendwie muss sein Gegner mit diesem Vorteil aber zu nachlässig umgegangen sein, denn Börge murkste sich in ein materiell immer noch ausgeglichenes Springerendspiel. Hier sollte Weiß meinem Empfinden nach immer noch besser gestanden haben, aber ein Gewinnweg war nicht mehr ganz so leicht zu sehen. Im weiteren Verlauf verflüchtigte sich dann jeder Vorteil und Börge erzielte einen schon verloren geglaubten halben Punkt.
3,5 zu 3,5 und es hing alles an meiner Partie (Brett 1). Mein Gegner hatte früh sehr viel abgetauscht, sodass sehr schnell eine „relativ“ ausgeglichene Stellung entstand. „Relativ“ in dem Sinne, dass mein Gegner die etwas bessere Bauernstellung und die etwas bessere Leichtfigur hatte und ich kein wirklich bedrohliches Gegenspiel generieren konnte. Bei korrektem Spiel meinerseits sollte sein Vorteil aber nur symbolisch sein. Die Konstellation blieb bis ins Endspiel erhalten, in welchem mein Gegner mich nun tatsächlich wortwörtlich Stunden (eine oder zwei) und über 40 Züge in einem Endspiel Läufer gegen Springer knetete. Ganz zum Schluss, nach über 5 Stunden Spielzeit, beging ich dann doch noch den einen entscheidenden Fehler, da ich den Zugang in ein relativ schnell verlorenes Bauernendspiel zuließ. Mein Gegner schätzte das aber genauso falsch ein wie ich (wahrscheinlich auf Grund der Spiellänge), sodass er das Bauernendspiel vermied. Nachdem diese Chance verpasst war, konnte ich mit etwas Glück doch noch das Remis sichern.
Mit dem nötigen Glück holten wir damit ein wichtiges 4:4. Im Kampf um den Klassenerhalt kann dieser Punkt noch Gold wert sein, da die Abstiegsränge nun schon 5 Punkte entfernt sind (sofern es bei nur 2 Absteigern bleibt, bei drei Absteigern brauchen wir noch unbedingt weitere Punkte). Hoffen wir, dass wir diese in den nächsten Spielen erringen können. Die Tabelle und die weiteren Ergebnisse gibt es wie immer beim Schachverband.
Sören Koop