Nachdem wir in der letzten Runde den Klassenerhalt gesichert hatten, war die Zielsetzung für das Spiel heute, zu sehen, ob bzw. was im letzten Saisondrittel vielleicht sogar noch nach oben geht. Am Freitag erlitt diese Ambition einen kleinen Dämpfer, da Stefan krankheitsbedingt absagen musste. Zum Glück konnte Joachim kurzfristig einspringen (Danke!), sodass wir vollzählig antreten konnten.
Leider wurde Joachims (Brett 8) Bereitschaft nicht von der Schachgöttin Caissa belohnt. Nach eigener Aussage beging er im zweiten Zug schon einen schlechten Zug. Beim ersten Blick auf sein Brett fiel auch recht schnell seine gedrückte Stellung auf. Irgendwo wird der Gegner dann wohl eine Taktik gehabt haben, jedenfalls stand es recht schnell 0:1.
Es folgte ein Schwarzremis von Börge (Brett 5). Er und sein Gegner suchten beide die kontrollierte Offensive und ließen nichts zu. Kurz fragte ich mich, ob Börge einen früh geschlagenen Bauern wohl halten könnte; dem war aber nicht so und schon bald verflachte die Stellung dann zum Remis.
Jens (Brett 1) erzielte dann den Ausgleich. Die Eröffnungszüge mögen zwar komisch ausgesehen haben, sind aber Theorie. Und da alle zentralen Felder gedeckt sind, ist es erstaunlicherweise für Schwarz leichter, einen guten Plan zu finden. Sein Gegner versuchte dagegen zu halten und es wurde taktisch – allerdings eher zu Jens‘ Konditionen. Letztlich waren schon ziemlich viele Bauern verschwunden und noch relativ viele Figuren auf dem Brett. Wenn auch die Damen schon verschwunden waren, so wurde Königssicherheit nun doch der entscheidende Faktor, der schließlich zum Materialgewinn und Sieg für Jens führte.
Kurz darauf konnte ich (Brett 2) auf 2,5:1,5 erhöhen. Die Partie verlief nach der einen oder anderen Ungenauigkeit meines Gegner deutlich glatter, als ich zu hoffen gewagt hatte, wobei ich selbst – anders als in den letzten Runden – keine Fehler machte (laut lichess noch nicht mal eine Ungenauigkeit). Am Ende erlaubte mir mein Gegner, ein schönes Matt auf dem Brett zu spielen (auch dafür ein Danke; siehe Aufgabe).
Geschlagen war Hademarschen damit aber noch lange nicht. Andreas (Brett 7) konnte uns mit einem Remis aber der Zielmarke immerhin näher bringen. Die Eröffnung sah interessant aus, danach habe ich von der Partie leider nicht mehr viel mitbekommen, Zeitnot wird wohl auch ein Faktor gewesen sein; insgesamt hatte ich den Eindruck, dass beide Seiten mit dem Remis zufrieden waren, sodass es wohl das angemessene Ergebnis war.
Drei Partien liefen noch: Michael (Brett 3) stand klar schlechter / auf Verlust. Er hatte zwei Bauern für einen Königsangriff geopfert, der nicht durchschlug. Stephan (Brett 4) stand unklar ausgeglichen, ein Remis war zu erwarten. Bei Yorrick (Brett 6) würde sich also voraussichtlich das Ergebnis des Spiels entscheiden und das Spiel forderte Spieler wie Zuschauer nervlich gleichermaßen: Zunächst stand Yorrick lange Zeit sehr aussichtsreich bis klar besser. Dann begann die Zeitnotphase und es wurde taktisch. Yorrick zeigte zuerst Nerven und verlor etwas den Überblick. Sein Gegner hatte nun einen direkten Gewinnzug, sah diesen auch, spielte aber einen noch besseren „Gewinnzug“. Zum Glück für uns hatte er aber ein Abzugsschach übersehen, sodass Yorrick plötzlich eine Qualität gewann und nun selbst wieder auf Gewinn stand. Bei exaktem Spiel (Prophylaxe) hätte er relativ schnell eine technisch noch relativ leicht zu gewinnende Stellung herbeiführen können. Immer noch in Zeitnot übersah er dies und der verbliebene Läufer und Turm des Gegners entfalteten wieder einige Aktivität. Kurz nach der Zeitnotphase bot Yorrick dann Remis, was angenommen wurde. Dies scheint mir auch das passende Ergebnis, da sich die Ungleichgewichte Mehrqualität für Yorrick vs. Aktivität des Gegners nun die Waage hielten.
3,5 zu 2,5 und ein 4:4 zeichnete sich ab, da Michael immer noch auf Verlust stand, während Stephans Stellung mir ausgeglichen, wenn auch nicht ganz klar erschien. So kam es denn auch, dass Stephan (Brett 4) bald remis spielte (berichtenswerte Details über den Spielverlauf habe ich leider verpasst).
Eigentlich war nun zu erwarten, dass Michael (Brett 3) recht bald verlieren sollte. Sein Gegner machte es aber für seine Mannschaftskameraden unerträglich spannend, indem er in der Zeitnotphase ziemlich viel Zeit verstreichen ließ. Vielleicht könnte Michael seinen eigentlich schon abgewehrten Königsangriff durch ein gegnerisches Versehen wieder ins Rollen bringen? Leider geschah dies nicht, Michaels Gegner ließ sich den Vorteil auch auf der Zielgeraden nicht mehr nehmen und gewann.
Mit diesem 4:4 hatte ich eigentlich damit gerechnet, dass wir nun im Niemandsland der Tabelle landen. Dem ist aber nicht so, da die anderen Ergebnisse für ein spannendes Saisonfinale perfekt waren: Husum ging gegen Elmshorn 1:7 unter, Eckernförde verliert gegen Schleswig auch recht deutlich 2;5:5,5. In der Tabelle liegen Eckernförde und Husum zwar mit 10 Punkten immer noch auf den Plätzen 1 und 2, werden aber nun von uns, Elmshorn, Schleswig und Burg (alle 9 Punkte) dicht verfolgt. Platz 1 und Platz 6 trennt damit nur ein Punkt. Die besten Aussichten auf Platz 1 hat jetzt wohl Husum, da sie das leichteste Restprogramm haben; Eckernförde hat aber mit 4 Brettpunkten Vorsprung auf Husum alles noch in der eigenen Hand. Vielleicht gibt es aber auch einen lachenden Dritten. Die nächsten Runden versprechen jedenfalls Spannung. Wir spielen dabei am 28. April zunächst im direkten Verfolgerduell gegen Schleswig, bevor wir das Saisonfinale am 12 Mai gegen Eckernförde spielen.
Lösung der Aufgabe: Überraschenderweise ist 1. Lxf6 wohl am einfachsten gewonnen (1.Se7+ Kg7 2. Lh6 geht natürlich auch, ist aber nicht ganz so eindeutig wie diese Variante). Nach 1. …Dxf6 2. Dh6 droht bereits Se7+ nebst Dxf8#. Schwarz hat nichts Besseres als 2. …Td8 (auch andere Züge verlieren, z.B. 2. …Tc8 3. Se7+), wonach 3. g4 die nicht mehr zu parierende Drohung g5 aufstellt. Hier gönnte mir mein Gegner dann das Mattsetzen (Danke!) nach den Zügen 3. … Sd7 4. g5 Dh8 5. Se7#.