Verbandsliga B, Runde 9 – das Saisonfinale

Mit dem heutigen Auswärtsspiel gegen Lübeck IV sollte die Saison beendet werden. Meine Hoffnung war, mit einem oder zwei Punkten die Saison versöhnlich ausklingen zu lassen und damit auch noch Schützenhilfe im Titelkampf (siehe Bericht von Runde 8) zu leisten. Zwei Punkte wurden es dann auch – dass es allerdings nur Brettpunkte (und nicht Mannschaftspunkte) waren, war so nicht gedacht. Man muss dazu aber sogar sagen, dass wir mit den zwei Punkten noch recht gut bedient waren:

Börge (Brett 5) spielte zuerst remis. In der Eröffnung hatte er mit Weiß einen Bauern geopfert oder verzockt (?). Hier dachte ich schon, dass sein Gegner den Mehrbauern ins Endspiel retten könnte. Nach der Partie meinte Börge, dass das nicht ginge – und auch sein Gegner sah das offenbar so, da er remis bot, was Börge annahm.

Ebenfalls ein Weißremis erzielte Michael (Brett 3). Er war allerdings aus der Eröffnung gegen seine talentierte, jugendliche Gegnerin gehörig unter Druck geraten. Er konnte aber standhalten und so kam es nach einigen Verwicklungen in ein ungleichfarbiges Läuferendspiel mit Damen, was aber für keine Seite zu gewinnen war.

Ins Remis retten konnte ich (Brett 2) mich dann auch. Im Mittelspiel hatte ich die Stellung an einer Stelle katastrophal falsch eingeschätzt, dann noch ein oder zwei Züge zu schnell gespielt und schon stand meine Stellung kurz vor der Katastrophe (zeitweise +8 für meinen Gegner). Angesichts der weglaufenden Zeit fand mein Gegner aber nicht sofort den Knockout. Da ich dann einen Konsolidierungsplan hatte, gegen den er wegen des Zeitmangels keine rechte Idee fand, willigte er zum Glück per Zugwiederholung ins Remis ein (der Computer bewertet die Stellung aber immer noch mit +4,5 für ihn) – Glück gehabt.

Zwischenstand 1,5 zu 1,5 – so weit, so unklar. Insgesamt schien sich mir die Waage aber so langsam zu Gunsten der Lübecker zu neigen. Jens (Brett 1) stand aus meiner Sicht gut bis besser. Dafür standen Stephan und Yorrick (Brett 4 und 6) unklar bis schlechter, Andreas und Olaf (Brett 7 und 8) standen schlechter. Wenn noch was gehen sollte, musste Jens gewinnen und an den anderen Brettern etwas Unerwartetes passieren.

Unerwartet war dann aber leider, dass Jens als nächstes verlor. Mit h4 wollte er den gegnerischen König angreifen, schwächte aber seinen viel mehr, als dass er den gegnerischen bedrohte. Kurz darauf passte beim Gegner einfach alles zusammen, nichts ging mehr und ein Matt war nur durch entscheidenden Materialverlust zu verhindern, sodass Jens aufgab.

Damit war das Spiel im höheren Sinn gelaufen und jetzt zerlegte Lübeck uns. Olaf gelang es trotz aller Versuche nicht mehr richtig, die offen stehende Tür auf seinen Felderschwächen rings um seinen unrochierten König zu schließen. Der Zugwind wurde infolgedessen irgendwann zu stark, sodass die Stellung schließlich mit Qualitätsopfer umgepustet wurde. Am Ende der taktischen Komplikationen wäre dann ein Endspiel mit 3 weißen Mehrbauern geblieben, sodass Olaf aufgab.

Andreas versuchte eine Angriffsstellung zu erreichen, was ihm aber nicht vollends gelang. Stattdessen hatte er eine Bauernschwäche. Das weitere Ende habe ich leider verpasst. Ich vermute aber, dass zuerst der Bauer und danach die Stellung fiel.

Stephan spielte eine komplizierte, geschlossene Stellung gegen seine junge Gegnerin. An ein-zwei Stellen traf er konzeptionelle Fehlentscheidungen, sodass der vorgesehene Angriff seiner Gegnerin so langsam aber sicher an Fahrt aufnahm. Es gelang Stephan dann leider nicht mehr, eine Verteidigung oder gar Gegenspiel zu organisieren, sodass sein König im Mattangriff schön zur Strecke gebracht wurde.

Nun spielte beim Stand von 5,5 zu 1,5 für Lübeck nur noch Yorrick. Nach einem lange Zeit eher ausgeglichenem Spiel war er nun in einem Turmendspiel mit zwischenzeitlich zwei Bauern weniger. Das musste eigentlich auch verloren gewesen sein, wobei man als Weißer wohl noch Genauigkeit walten lassen musste. Das gelang seinem Gegner aber offenbar nicht, sodass die Partie am Ende sogar noch remis ausging.

Mit dieser auch in der Höhe verdienten 6:2-Niederlage beenden wir die Saison auf dem 6. Platz (siehe Tabelle). Unser heutiger Gegner Lübeck IV ist damit Meister geworden und aufgestiegen (deren Spielbericht ist auf der Homepage des LSV zu finden) – auch an dieser Stelle noch einmal herzlichen Glückwunsch! Abgestiegen sind Agon Neumünster II und Schwarzenbek.

Als Fazit der Saison würde ich Folgendes festhalten:

  • Die von mir im September formulierten SaisonzieleFreude am Spiel, möglichst kein kampflos abgegebener Punkt, ein relativ früher und sicherer Klassenerhalt und dann sehen, wieviel nach oben geht“ wurden nur teilweise erreicht:
    • Freude am Spiel„: Das Empfinden ist hier natürlich individuell verschieden. Freude am Spiel hatte ich jedenfalls – Freude an meinen Ergebnissen (1 Sieg, 8x Remis) und meiner Fehlerquote eher weniger. Am besten war wohl, dass ich trotz vieler schlechter oder gar glatt verlorener Stellungen nicht verloren habe…
    • Kein kampflos abgegebener Punkt„: Mit Ausnahme von Runde 2 im Dezember gegen Bad Schwartau II ist uns dies gelungen (dort mussten wir aber ganze 2 Bretter kampflos aufgeben…)
    • Ein relativ früher und sicherer Klassenerhalt„: Hier mussten wir doch mehr zittern, als mir lieb war. Sicher war er also gefühlt (zu) lange nicht, aber immerhin war er nach Runde 7 praktisch sicher (noch früher, wäre mir aber lieber gewesen).
    • Sehen, wieviel nach oben geht„: Nichts.
  • Erfolgreichster Mannschaftsspieler bei uns war mit 6,5 Punkten aus 9 Partien Stephan K. Neben Börge (2,5 aus 3) und Yorrick (3,5 aus 8) ist er damit auch der einzige in der Mannschaft, der mehr Punkte (und nicht weniger) geholt hat, als es dem DWZ-Erwartungswert entspricht.
  • Insgesamt ist die Saison also eher durchwachsen gelaufen. Vier klaren Siegen stehen dann auch 5 mindestens ebenso klare Niederlagen entgegen.
  • Im Vergleich zur Verbandsliga A (in der wir sonst normalerweise spielen) erscheint mir die Verbandsliga B stärker.
  • Ich hätte nichts dagegen, nächste Saison wieder in der Verbandsliga B zu spielen (es bleibt abzuwarten, in welche Staffel wir eingeteilt werden): Man spielt nicht immer gegen „die üblichen Verdächtigen“, die Fahrtwege sind insgesamt wahrscheinlich etwas kürzer (Mölln ist immer noch dichter als Leck) und ich würde diese Saison in der Verbandsliga B ungern „auf mir sitzen lassen“, sondern es im nächsten Jahr gerne besser machen.

Sören Koop