Nachdem wir in der letzten Runde praktisch den Klassenerhalt gesichert hatten (laut Ligaorakel bestand noch eine Abstiegswahrscheinlichkeit von 0,001%), konnten wir heute gegen Lübeck V mit guter Aufstellung befreit aufspielen. Dies gelang dann sogar überraschend schnell und erfolgreich – nach zwei Stunden stand es nämlich schon 4:0 für uns und nach insgesamt dreieinhalb Stunden war alles gelaufen, wir hatten 5,5 : 2,5 gewonnen. Die Ergebnisse im Einzelnen:
Stephan (Brett 5) brauchte erst gar nicht ziehen, mit Schwarz kam er nämlich zu einem kampflosen Sieg.
Noch vor Ende der ersten Stunde konnte dann Börge (Brett 6) in total dominanter Stellung aus der Eröffnung heraus einen Springer und damit die Partie gewinnen. Sein Gegner hatte mit Schwarz Sizilianisch gespielt und eine Eröffnungskatastrophe erlebt.
Ich (Brett 2) erhielt aus der Eröffnung heraus ebenfalls eine überwältigende Stellung (zeitweise +5), verpatzte diesen Vorteil aber fast vollständig (nur noch +1), ehe mein Gegner ebenfalls patzte und mir eine schöne Mattkombination mit Damenopfer erlaubte – Lösung der Aufgabe: 1. Txf6 Dxg3 (jetzt ist das Matt nicht mehr zu verhindern, alle anderen Züge würden Schwarz aber auch mit einer total verlorenen Stellung zurück lassen) 2. Txf7+ Kg8 3. Tf8+ Kg7 4. T1f7+ Kh6 5. Txh8#.
Wieder nur kurze Zeit später erhöhte Jens (Brett 1) auf 4:0. Die Verwicklungen in der Eröffnung und im frühen Mittelspiel waren interessant, beim Zusehen habe ich sie nicht so ganz verstanden: Jens hatte mit Schwarz einen Bauern geopfert (in manchen Varianten war auch ein weiteres Bauernopfer möglich), dafür aber Entwicklungsvorsprung – wer stand jetzt besser und warum? Bei genauem Spiel hätte sein Gegner wahrscheinlich minimal besser gestanden, er machte aber einen Fehler, stellte den Bauern auf g2 ein, wonach die weiße Bauernstruktur löchriger als ein Schweizer Käse war. Es gab noch etwas Taktik, Jens ließ aber nichts anbrennen und erlegte den weißen König sehenswert.
Den Mannschaftssieg sicherte dann Stefan (Brett 3) mit seinem Sieg zum 5:0. Die Partie verlief strategisch-positionell, ehe Stefans Gegner im Schwerfigurenendspiel (alle Türme und Damen waren noch auf dem Brett) einen Zentrumsbauern verlor und sofort aufgab (vielleicht etwas früh, denn bis zum Sieg wäre es noch ein weiter Weg gewesen).
Michaels Stellung (Brett 4) sah für mich eigentlich auch ganz gut aus. Offenbar fand er aber keinen direkten Gewinnplan und einigte sich angesichts des Spielstands auf ein vorzeitiges Remis mit seinem Gegner.
In den letzten beiden Partien gelang den Lübeckern dann noch etwas Ergebniskosmetik. Zuerst verlor nämlich Andreas T. (Brett 8), nachdem er einen wilden Angriff gestartet hatte. Das sah zwischenzeitlich recht gefährlich aus. Ob Andreas an einer Stelle hätte stärker spielen können oder ob der Angriff von Anfang an bei bestem schwarzen Spiel nicht ausreichend war, weiß ich nicht. Sein Angriff schlug jedenfalls letztlich nicht entscheidend durch; und da er praktisch alle Brücken hinter sich abgerissen hatte, war das dann gleichbedeutend mit der Niederlage.
Dann verlor leider auch noch Yorrick (Brett 7). Er war ganz vernünftig aus der Eröffnung gekommen und spielte dann etwas überambitioniert d5. Das brachte seiner Stellung aber mehr Schwächen als Stärken. Sein Gegner schuf weitere Schwächen und irgendwann waren die Löcher um Yorricks König dann leider nicht mehr zu verteidigen.
Mit diesem überzeugenden 5,5:2,5-Sieg haben wir uns deutlich ins Niemandsland der Tabelle abgesetzt (siehe Tabelle und andere Ergebnisse dieser Runde). Für uns selbst geht es in der letzten Runde nun um nichts mehr. Allerdings reizt mich die Vorstellung, dass wir tatsächlich noch einmal in das Titelrennen eingreifen können (wenn auch nicht als Titelkandidat…): Wir spielen gegen den Tabellenführer Lübeck IV, die aber nur einen halben Brettpunkt Vorsprung auf Lübeck III und „nur“ einen Mannschaftspunkt (sowie 3,5 Brettpunkte) Vorsprung auf Mölln haben – um die Spannung noch zu steigern, spielt Lübeck III gegen Mölln ebenfalls in Lübeck. Drei Mannschaften haben also noch durchaus realistische Titelchancen und spielen ihre letzte Runde an einem Ort (mit uns als viertem Rad am Trike), auf die Atmosphäre am 7. Mai beim „Showdown“ in Lübeck freue ich mich schon jetzt.