Landesliga Runde 4 (Nachholspiel) – das Wunder bleibt aus

Schwarz am Zug

Vor einer Woche hatte ich geschrieben, dass unsere Erste nur durch ein Wunder gegen die Zweite vom Lübecker SV punkten könne. Zumindest auf dem Papier schien dies aber nicht gänzlich unmöglich zu sein, da unsere Gegner bei weitem nicht mit den ersten acht Brettern antraten. So ergab sich „nur“ ein durchschnittlicher DWZ-Vorteil unserer Gegner von 100 Punkten. Ein nicht ganz aussichtsloses Unterfangen, wobei der Titel schon spoilert, dass es uns nicht gelang.

Nun aber zu den Partien, von denen ich leider nicht so viel mitbekommen habe (auch bei der Chronologie der Ergebnisse bin ich mir nicht sicher), da mich meine Partie nervlich doch mitgenommen hat (während der Partie habe ich das gar nicht so mitbekommen, nach der Partie hat es aber doch einige Stunden gedauert, bis mein Adrenalinpegel wieder normal war):

Yorrick (Brett 7) kam als Schwarzer gegen seine jugendliche Gegnerin leider aus der Eröffnung heraus in eine anrüchige Stellung. Sie übte konsequent Druck aus und dieser muss dann irgendwann die Stellung zum Kollabieren gebracht haben – 0:1.

Matthias (Brett 8) kam ebenfalls kompensationslos mit einem Minusbauern aus der Eröffnung. Trotz aller Versuche war dies nicht mehr auszugleichen – 0:2.

Börge (Brett 6) spielte eine positionelle Partie, in welcher sein Gegner aber das Feld c4 belagerte und den rückständigen Bauern auf c3 festnagelte. Ob dies zum Verlust geführt hat oder ob es doch eine andere Wendung war, habe ich nicht mitbekommen, jedenfalls war es die dritte Niederlage.

Stefan (Brett 2) spielte eine solide Partie, die – soviel ich mitbekommen habe – die Remisbreite nie verlassen hat. Eben dieses Remis war dann irgendwann die logische Folge.

Das gleiche Ergebnis bei einem ähnlichen Verlauf (die Remisbreite schien mir bei oberflächlicher Betrachtung auch nie überschritten) erzielte auch Michael (Brett 3).

Vor Michael war es mir (Brett 1) aber mit dem nötigen Glück gelungen, einen Anschlusspunkt zu erzielen, wobei der Spielverlauf höchst abwechslungsreich war (ein Euphemismus für fehlerhaft, wie der Computer aufgedeckt hat): Ich dachte, ich könnte trotz Zugumstellung „meine“ Eröffnung spielen. In der Form, wie ich es tat, ging es aber nicht. So stand ich für einen Moment im 4. Zug schon auf Verlust (!). Mein Gegner übersah zum Glück diese Chance. Dann ließ ich ein Opfer zu, das ich aus ähnlichen Stellungen kannte, sodass ich dachte, meine Züge seien spielbar – waren sie aber in der konkreten Stellung nicht. Mein Gegner wollte den Sieg darauf aber mit der Brechstange erzwingen und steckte eine zweite Figur ins Geschäft, was wiederum überhaupt nicht ging. Ich stand total auf Gewinn und wurde für ein oder zwei Züge nachlässig und war erstaunt, wie schnell das Spiel meines Gegners trotz zweier Minusfiguren wieder an Fahrt gewann. An einer Stelle hätte er dann laut Computer ein forciertes Remis erreichen können, nutzte diese Chance aber nicht und gewann erstmal „nur“ eine Figur zurück. Nach dieser verpassten Chance war die Partie laut Computer für ihn aber nie mehr zu retten. In der Praxis war dies freilich bei weitem nicht so leicht und ich musste noch viel Rechenkraft und vor allem Nerven bei scharfer Stellung investieren. Ein Beispiel ist hier die Aufgabe: Schwarz muss 1. … Lh3 2. gxh3 (De5?? Dxg2#) Tf8 3. Sg4 Dg6 (Dxc2?? 4. De5+ Kg8 5. Sh6#) 4. De5+ Dg7 spielen (der weitere Verlauf war 5. Dd5 Dc7 6. De5+ Dxe5 7. Sxe5), alle anderen Züge verlieren 1. …De6?? 2. Sh5 und die Drohungen Dg7#, De5+, Dd8+ sind nicht mehr zu parieren, 1. …Le6?? 2. De5 und das drohende Abzugsschach ist vernichtend, nebenbei hängt auch der Turm auf b8. Letztendlich ergab sich ein Endspiel, in dem ich eine Qualität gegen einen Bauern mehr hatte. Wie sich in der Analyse zeigte, waren mein Gegner und ich davon ausgegangen, dass dies Schwarz noch einiges an Arbeit kosten würde, was aber erstaunlicherweise zu meinem Glück nicht der Fall war (die Partie gewann sich sogar relativ leicht und schnell).

Einen weiteren Anschlusspunkt erzielte Stephan (Brett 5). Er hatte aus der Eröffnung heraus das Heft des Handelns in die Hand genommen und nach meinem oberflächlichen Eindruck einen souveränen Sieg erzielt – wobei ich auch hier das genaue Ende leider nicht mitbekommen habe.

Beim Stand von 3:4 blieb nur noch Wolfgangs Partie (Brett 4). Vorab: Auch hier gab es wie bei mir einen abwechslungsreichen Verlauf. Zunächst gab Wolfgang zwei Figuren für einen Turm und zwei Bauern. Auf Grund der schwarzen Figurenaktivität war dies laut Computer aber inkorret. Sein jugendlicher Gegner hatte die Chance auf eine vorteilhafte Abwicklung. Diese verpasste er aber, sodass die Stellung nach diesem Scharmützel ausgeglichen (aber nicht unbedingt remislich) war. Wolfgangs Gegner erhielt danach laut Computer immer mal wieder Gelegenheiten, seinen Vorteil zwar noch nicht entscheidend, aber doch spürbar zu vergrößern. Diese verpasste er nicht nur, er patzte sogar und nun erhielt Wolfgang für zwei Züge die Chance einer klar gewonnenen Stellung (+4). Anstatt aber mit dem König einen Bauern abzuholen, gab Wolfgang die Qualität für einen Bauern zurück. In der entstandenen Stellung hatte Wolfgang 6 Bauern, sein Gegner deren 3 und einen Springer. Diese war laut Computer (ich bitte um Entschuldigung für den dauernden Rückgriff auf den Computer, nach meiner anstrengenden Partie sind meine unabhängigen Analysefähigkeiten für heute mehr als mäßig) wieder ausgeglichen. Hier beging Wolfgang dann leider später den entscheidenden Fehler, indem er seinem Gegner erlaubte, den Springer unter günstigen Umständen gegen einen weit vorgerückten Freibauern zu opfern. In dem entstandenen Bauernendspiel hatte Wolfgang nun zwar einen Bauern mehr, sein Gegner konnte aber schneller einen Freibauern bilden und dieser war entscheidend. Mit der wiedergeholten Dame zeigte Wolfgangs Gegner gute Technik, ließ sich auch von Wolfgangs letzten drei Freibauern nicht mehr irritieren und gewann.

Letztlich haben wir verdient 3:5 verloren, wobei mit etwas mehr Glück (siehe Wolfgangs Partie) auch ein 4:4 möglich gewesen wäre. In der Tabelle bedeutet dies leider, dass wir praktisch abgestiegen sind, da die anderen Ergebnisse (Sieg von Norderstedt II) nicht zu unseren Gunsten ausgefallen sind. Drei Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz bei noch zwei offenen Runden sind aus meiner Sicht kaum mehr aufzuholen. Die letzten 0,4% Chance auf den Klassenerhalt sind (Ligaorakel) – wie der Prozentwert schon sagt – theoretischer Natur. In den letzten beiden Runden kann es aus meiner Sicht nur noch darum gehen, die Saison versöhnlich zu Ende zu bringen. Das nächste Spiel ist jedenfalls am 26. Juni gegen Norderstedt II.