Landesliga Runde 11 – außer Spesen nichts gewesen II

Nachdem unsere Zweite in ihrem Spiel am Freitag nicht einen einzelnen Brettsieg (geschweige denn Mannschaftspunkt) verbuchen konnte, wollte die Erste dem offenbar in nichts nachstehen und vollbrachte das gleiche Kunststück. Am ehesten wie ein Sieg fühlte sich noch meine Partie an, da ich aus einer katastrophalen Stellung noch ins Remis entkam (siehe Aufgabe rechts und Erklärung unten).

Doch der Reihe nach: Das Spiel begann ruhig mit Remisen von Stefan, Michael und Yorrick (Brett 3, 4 und 7). Bei Michael und Stefan war es das angemessene Ergebnis, soweit ich es mitbekommen habe, die Partien haben wohl nie die Remisbreite überschreiten. Yorricks Ergebnis sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Lachend, weil Yorrick wieder eine sehr gute Partie gespielt hat und gegen einen deutlich höher bewerteten Gegner nie auch nur ansatzweise in Verlustgefahr war. Weinend, weil er nicht nur nicht in Verlustgefahr war, sondern sich sogar eine positionell klar überlegene Stellung mit gutem Springer gegen schlechten Läufer erarbeitet hatte. Allerdings muss man zugeben, dass es zum Sieg noch ein längerer Weg gewesen wäre, sodass das Remis schon in Ordnung geht.

Es folgte leider die entscheidende Verlustphase, da Olaf und Matthias (Brett 6 und 8) dem Druck ihrer mit Weiß spielenden Gegner nicht mehr standhielten und verloren (das genaue Ende dabei habe ich leider nicht mitbekommen).

Etwas Hoffnung hatte ich noch, da Jens und Stephan (Brett 1 und 5) aus meiner Sicht ganz gut standen. Doch Jens‘ Gegner verteidigte sich umsichtig, opferte im Endspiel einen Bauern für Gegenspiel und erreichte damit auch das leistungsgerechte Remis. Stephan hatte eine positionell klar bessere Stellung mit guten Springer gegen schlechten Läufer, wobei aber leider überhaupt kein Durchbruch in Sicht war, ohne dass sich der Springer und damit der Vorteil abtauscht. Das Remis war die logische Folge.

Vor Stephan hatte ich (Brett 2) als Vorletzter meine Partie auch mit einem Remis beendet. Dieses Ergebnis hatte sich aber in keinster Weise angedeutet: Nach einer total missratenen Eröffnungskonzeption, stand ich im Mittelspiel schlechter, übersah dann noch ein oder zwei Nuancen und hatte bei passiver Stellung zwei Bauern und einen Königsangriff weniger – eine fast schon aufgabereife Stellung. Irgendwie erwurschtelte ich mir dann doch etwas Spiel gegen den schwarzen König, wobei dies eigentlich zu nichts hätte reichen sollen. Durch die Zeitnot wurde das Spiel meines Gegners dann aber genauso fehlerhaft wie meins. In der Diagrammstellung griff mein Gegner mit 1. f5?? fehl (gewonnen hätte laut Computer dagegen 1. h5 Db7 2. h6, weil Sxa3 nun an 3. Dc3 scheitert, 2. …Sd4 wird laut Computer vorteilhaft mit 3. b4 Sxe2 4. Dxe2 gekontert, da cxb4 nun an 5. De6 scheitert – aber wer soll das alles berechnen), da ich nun mit 1. … Db7 die Drohung Sxa3 aufstellen konnte. Es folgte eine weitere weiße Ungenauigkeit mit 2. Dc2?! (statt Da2), wonach 2. … Sd4 laut Computer schon mit 0,0 zu bewerten ist (was mir in der Partie aber überhaupt nicht klar war, ich habe nur die gefühlt letzten Strohhalme ergriffen). Der weitere Partieverlauf war folgender 3. Sxd4 cxd4 4. Kb1 Dxd5?? (La5 5. Se4 Tc8 6. Sxd6 Txc2 7. Sxb7 Tf2 8. Sxa5 Tbxb2+ mit Dauerschach) 5. Th2 La5 6. De4?? (f6) Dc5?! (Dxe4 ist laut Computer immer noch verloren, aber weniger schlecht) 7. Dxd4?! (f6) Dxa3 8. Dd3?? Lc3 9. Dd5+?? (Tdd2 ist laut Computer 0,0) Kh8 10. Da2 Lxb2?? (Db4 soll jetzt laut Computer sogar mit -2,6 vorteilhaft für Schwarz bewertet werden – ein Sieg meinerseits wäre aber auch wirklich zu viel des Guten gewesen, den Zug hatte ich auch nicht mal ansatzweise erwogen) 11. Dxa3 Lxa3+ und in der Folge verließ die Partie nicht mehr die Remisbreite: 12. Ka2 Lc5 13. Te2 Tb4 14. Te4 Txe4 15. Sxe4 Txf5 16. g6 Kg8 und 4 Züge später Remis. Faszinierend, wie schnell katastrophale Stellungen durch Kleinigkeiten gekippt werden können (in der Partie wäre ich nie auf die Idee gekommen, 1. f5 als Patzer zu bewerten, so wie es der Computer tut).

Abschließend bleibt also eine 3:5 Niederlage und bei den derzeitigen Spritpreisen eine nicht ganz unerhebliche Fahrtkostenrechnung für die Fahrt in den äußersten Norden der Republik. In der Tabelle hat sich für uns nicht viel verändert. Wir sind weiterhin auf einem Abstiegsplatz mit einer Abstiegswahrscheinlichkeit von nun 97,2 Prozent. Mit etwas Glück, Schützenhilfe und einem Sieg in der Partie gegen die Mannschaft von Norderstedt II, gibt es bis zum Saisonende aber immer noch die Chance, diesen Wert auf 0% zu senken. Die nächste Runde spielen wir aber erstmal gegen die Zweite Mannschaft des Lübecker SV – ein besseres Ergebnis als gegen Leck würde hier schon einem Wunder gleichen, an das ich die kommende Woche aber gerne glauben will.