Landesliga Runde 7 – Neustart missglückt II

Weiß hat 1.Dc3 gespielt. Schwarz entgegnete 1… Dd6, um die Drohung 2. Lxb5 zu parieren. Wie kann Weiß jetzt einen leichten Vorteil erlangen? Wie hätte Schwarz besser reagieren können?

Nachdem unsere Zweite ihre Saison bereits am Freitag nach einer über zweimonatigen Corona-Pause wieder aufnehmen konnte, durfte unsere Erste am Sonntag gegen die dritte Mannschaft vom SK Doppelbauer (Turm) Kiel endlich wieder an die Bretter, die Aufgabe links ist dieser Runde entnommen. Die Runden 4, 5 und 6 müssen wegen der Corona-Pause zu einem späteren Zeitpunkt noch nachgeholt werden.

Die Vorzeichen standen nicht gut, da zu erwarten war, dass wir nomineller Außenseiter sein würden und darüber hinaus auch noch nur zu siebt antreten konnten. Einen Hauch von Hoffnung gab es dann, da auch Doppelbauer nur zu siebt antrat, sodass wir zumindest nicht mit einem Rückstand starteten (eigentlich aber ärgerlich, denn zu acht hätten wir einen kleinen Startvorteil gehabt…). Da beide Mannschaften das achte Brett freiließen, konnten alle anwesenden Spieler spielen.

Börge an Brett 6 hatte in seine Partie dabei die Hypothek mitgenommen, dass er nach drei Stunden fertig werden musste, um seine Bahn zu erwischen (Danke für den Einsatz trotz dieses Hindernisses). Vielleicht hat dies unterbewusst sein Spiel beeinflusst – jedenfalls raste seine Stellung schneller als ein D-Zug der Entgleisung entgegen. Nach weniger als einer Stunde war dann leider schon alles vorbei, 0:1.

Nun geschah einige Zeit lang nichts. Irgendwann spielte Stefan H. (Brett 3) remis, die schwarze Verteidigung war nicht zu knacken gewesen. Einen Hoffnungsschimmer brachte dann Jens, der an Brett 1 keine taktischen Verwicklungen scheute, zuerst eine Qualität und dann die Partie gewann. Doch der Ausgleich wärte nicht lange, denn Stephan K. verlor leider an Brett 5 – das Wie habe ich wegen der Konzentration auf meine Partie nicht mitbekommen.

Nun hatte ich (Sören) vor, an Brett 2 den Ausgleich zu erzielen, was sich auch zunächst abzuzeichnen schien. Mein Gegner war zunächst 20 Minuten zu spät gekommen, um dann eine für ihn neue Eröffnung auszuprobieren und unglaublich viel Zeit in der Eröffnungsphase zu investieren. Während ich nach 11 Zügen wegen des Zeitaufschlags von 30 Sekunden immer noch bei der Startbedenkzeit von 90 Minuten war, hatte er nur noch 15 Minuten. Hinzu kam, dass er zu diesem Zeitpunkt eine schon etwas schlechtere Stellung hatte. Doch dann schien er unter dem Zeitdruck aufzublühen, fand in der Folge oft die besten Züge, während ich zwei Züge etwas nachlässig spielte (siehe u.a. Aufgabe oben). In der Folge stand ich dann schlechter, mein Trumpf war dann aber die Zeit in noch komplexer Stellung. Am Ende umschiffte mein Gegner knapp die Klippe der 40 Züge (er lebte praktisch nur vom Zeitaufschlag von 30 Sekunden, einmal hatte er nur noch 2 Sekunden auf der Uhr gehabt), hatte aber seinen Vorteil eingebüßt. Einen neuen Vorteil hatte ich aber auch nicht erreichen können und die Stellung war praktisch totremis. Nun wollte mein Gegner aber noch weiterspielen, brachte sich damit aber am Ende nur wieder in Zeitnot und hätte auch noch die Chance auf einen Fehlgriff gehabt – den er aus meiner Sicht leider nicht beging, sodass das Remis die logische Folge war.

Während meiner Partie hatte Matthias dann leider auch an Brett 7 die Segel streichen müssen. Gegen einen nominell deutlich überlegenen Gegner hatte er eine gute Partie gespielt und eine zweischneidige Stellung mit gegenseitigen Rochadeangriffen erreicht. Dann beging er leider den Fehler, einen „nützlichen Verteidigungszug“ (a3) vor seinem eigenen König durchzuführen. Das verschlimmbesserte seine Stellung leider erheblich, da dieser Bauer auf a3 ein willkommenes Angriffsziel bot und das Figurenopfer des Gegners mit anschließendem Mattangriff ließ leider nicht lange auf sich warten.

Blieb nur noch Michaels Partie. Von dieser habe ich nicht allzu viel mitbekommen. Am Ende fand er sich in einem verlorenen Turmendspiel mit einem Minusbauern, bei dem Weiß aber noch genau spielen musste. Das gelang Weiß und somit stand am Ende die leider verdiente 5:2-Niederlage fest.

In der Tabelle befinden wir uns nun auf dem vorletzten Tabellenplatz. Es wird schwer werden, bis zum Saisonende die Abstiegszone (mindestens vier Absteiger) noch zu verlassen. Persönlich ist das aber nach dieser langen Corona-Phase nicht mein Hauptziel – dies besteht darin, erstmal einfach überhaupt wieder Schach zu spielen (zugegeben möglichst erfolgreich). Die nächste Chance auf Punkte und die Freude am Spielen ist schon in diesem Monat, am 27. März im Heimspiel gegen den SV Bad Schwartau.

Lösung der Aufgabe: Nach dem schwachen 1….Dd6 kann Weiß mit der Zugfolge 2. Lc5 De6 3. Lxe7 Dxe7 4. Dxc6 Txb4 5. Txb4 Dxb4 6. Dc7 Te8 eine für Schwarz unangenehme Stellung herbeiführen (so kam es in der Partie, durch die Zeitnot fand mein Gegner dann aber später im Gewinnsinne nicht mehr die beste Fortsetzung, sodass die Stellung ins Remiswasser steuerte). Irgendwie war ich durch die für mich plötzliche (1. Dc3 hatte mich überrascht) Drohung 2.Lxb5 mental so befangen, dass ich meine Stellung schon für schlechter hielt und einfach nur 1…Dd6 zog und mich darauf einstellte, eine schlechtere Stellung zu verteidigen. Stattdessen zeigt der Computer aber 1. …Ld7 für Schwarz an – mit der Idee, die Türme auf der a-Linie zu verdoppeln. 2. Lxb5 scheitert nun konkret an 2… Sxe4 3. Lxa4 (3. Dc4 Sd6 ist noch schlimmer) Sxc3 4. Sxc3 Le6 mit deutlichem Positionsvorteil für Schwarz, diese Variante war mir komplett entgangen. Auf 1. … Ld7 müsste Weiß laut Computer daher 2. Lc5 Lxc5 3. Dxc5 Tda8 4. Tfd1 spielen, was zu einer ausgeglichenen Stellung mit beidseitigen Chancen führen sollte.