DSOL Runde 5 – ein knappes Spiel

In der heutigen Runde spielten wir gegen die SU Ebersberg-Grafing und waren nominell nicht favorisiert (nur Stephan war an Brett 4 Favorit), was aber wie immer in dieser ausgewogenen Liga nicht viel heißen muss. Das Spiel verlief auch ausgeglichen und es gab nicht so ein Auf-und-Ab wie in der letzten Runde. Die Partien enthielten alle natürlich auch Taktik, verliefen aber grundsätzlich eher in positionellen, strategischen Bahnen. Einzelne lehrreiche Stellungen sind folgende (vorab die Anmerkungen, dass ich keine Partie außer meiner mit einer Engine geprüft habe – Fehler in meinen Analysen oder eine allzu einseitige Sicht auf die Partien dürfen also gerne im Kommentarbereich korrigiert werden):

  • An Brett 1 (oben links) hatte Jens Schwarz. Wie ist die Stellung nach seinem letzten Zug (1. …gxf6) zu bewerten?
  • An Brett 2 (oben rechts) hatte ich (Sören) Weiß. Was ist der beste Zug für Weiß?
  • An Brett 3 (unten links) hatte Michael Weiß. Welchen Sinn verfolgt der schwarze Aufbau mit dem Bauern auf b5 und wie kann man den Aufbau „befragen“?
  • An Brett 4 (unten rechts) hatte Stephan Schwarz. Er hat gerade 1. … Scxd4 gespielt, kann Weiß jetzt mit 2. g4 eine Figur gewinnen?

Michael (unten links) gewann seine Partie im Endspiel. In der Diagrammstellung hat er den schwarzen Bauern auf b5 direkt mit 1. a4 befragt. Dies scheint auch notwendig, da Schwarz sonst seine Stellung konsolidieren kann und effektiv ein weißes c4 verhindert hat. Die Partie wurde wie folgt fortgesetzt 1. … b4 2. 0-0 c5 3. c4 Lb7 4. Sbd2 Le7 5. dxc5 0-0 6. dxc5 Lxd5 7. Sb3 Sbd7 8. Le3 Tc8 9. Tc1 Sg4 10. Ld4 e5 11. Lh3 exd4 12. Lxg4 Tc7 13. Sbxd4 Sxc5 14. e3 und Michael hatte einen Mehrbauern (lange Analysen, falsche Analysen: ich will nicht behaupten, dass der Bauerngewinn nach 1.a4 forciert war – es ging mir nur darum den weiteren Verlauf zu zeigen). Das gegnerische Läuferpaar und die noch nicht ganz optimale weiße Figurenkoordination (v.a. der Läufer auf g4 steht komisch) machten ein genaues Spiel notwendig. Doch Michael behielt immer den Überblick und seinen Mehrbauern durch alle taktischen Komplikationen bis ins Turmendspiel, wo er noch einen zweiten Bauern und dann auch die Partie gewann.

Dann verlor leider Jens (oben links). Er hatte den weißen Eröffnungsdruck nie ganz abschütteln können. So spielte er im Mittelspiel eine eigentlich ausgeglichen erscheinende Stellung, in der er aber immer eine leichte gegnerische Initiative abwehren musste. Diese nutzte der Gegner sukzessive zu kleinen positionellen Vorteilen, die irgendwann zu einem großen angewachsen waren. Jens hatte seine Müh und Not sich in die obige Stellung zu „retten“. Leider ist diese Stellung aber total verloren. Wie eine auf dem Rücken liegende Schildkröte ist die schwarze Armee machtlos. Der König und der Läufer müssen jeweils einen Bauern decken, die eigenen Bauern können nirgendwo hingehen und Weiß hat auch keine Bauernschwächen, die man angreifen könnte. Weiß hat alle Zeit der Welt und kann mit dem Itinerar Ke3-d4-c5 langsam, aber unaufhaltsam in die schwarze Stellung eindringen. Jens musste auch recht bald aufgeben.

Als nächstes spielte ich Remis. Hatte ich während der Partie (siehe oben rechts) das Gefühl gehabt, eigentlich eine gute Partie gespielt zu haben und nur den einen Fehler gemacht zu haben, zu viel Risiko zu gehen, um meine positionell vorteilhafte Stellung mit einem sehr starken Springer auf e4 zu gewinnen, und dabei nicht ganz korrekt gerechnet zu haben, so strafte mich der Computer Lügen. Allerdings habe nicht nur ich, sondern auch mein Gegner gepatzt. Gegenseitig ließen wir uns immer wieder Chancen auf Vorteil oder Ausgleich und ließen beide allesamt immer wieder verstreichen (die Engine schwankte oft zwischen +2 und -2). In der Stellung oben rechts hat mein Gegner mir gerade wieder mal eine Chance gegeben, die ich aber wieder mal nicht nutzte. Konkret konnte ich mit 1. Txc2 Dxc2 2. Dxb5+ Ka7 3. Db6+ Ka8 4. Da6+ Kb8 5. Db6+ ein nicht allzu schwer zu sehendes Remis durch Dauerschach / dreimalige Stellungswiederholung erreichen und somit die Stellung retten. Ich spielte hingegen viel zu schnell 1. Dxc4. In der Folge musste ich leiden und benötigte ein weiteres Geschenk meines Gegners, durch das ich dann endlich das Remis im Turmendspiel sichern konnte. Wahrscheinlich hatte die Partie wegen der Fehler auch keinen Sieger verdient…

Stephan führte dann die Entscheidung herbei. In der Stellung unten rechts hatte er gerade einen Bauern gewonnen. Weiß kann auch mit 1. g4 keine Figur gewinnen, weil Schwarz die Ressource 1. …Dh4 2 gxf5 Dxf4 hat. Stephans Gegner verzichtete dann auch auf 1.g4 und suchte kurz darauf sein Heil im Angriff und erhielt dann auch die Initiative. Allerdings musste er dafür eine Figur gegen zwei Bauern geben. Anschließend opferte er noch eine Qualität, um dann aber wieder eine Figur zu gewinnen. Nachdem sich der Pulverdampf verzogen hatte, hatte Stephan aber eine Qualität im Endspiel mehr (beide Seiten hatten noch vier Bauern, Stephan zwei Türme, sein Gegner Läufer und Turm). Beide Könige standen auch recht unbehaglich offen, aber mit seiner Mehrqualität und einem starken Freibauern konnte Stephan dem gegnerischen Monarchen mehr zusetzen und gewann dann auch relativ sicher.

In Summe steht also ein knapper, aber nicht unverdienter 2,5 : 1,5 – Sieg für uns. Dadurch rücken wir in der Tabelle (inklusive Ergebnisse der Runde) auf den fünften Platz vor. Die nächste und vorletzte Runde spielen wir dann am 18. März gegen die SF Hamburg.