DSOL Runde 3 – ein Wendepunkt?

Bereits fünf Tage nach unserer zweiten Niederlage im zweiten Saisonspiel bekamen wir heute schon die Chance zur Wiedergutmachung gegen den SK Lehrte. Anders als bei den ersten beiden Spielen waren wir diesmal auch favorisiert und als Ergebnis kann man festhalten, dass DWZ wohl doch Tore schießt (in Anlehnung an das Rasenschach). Die folgenden Stellungen waren dann im Partieverlauf Schlüsselstellungen, die sich allerdings nicht gleichzeitig ereigneten – Aufgabe: Wie erlangten wir jeweils Vorteil?

  • An Brett 1 hatte Jens Weiß, unten links am Zug.
  • An Brett 2 hatte ich (Sören) Schwarz, oben links am Zug.
  • An Brett 3 hatte Helge Schwarz, unten rechts am Zug.
  • An Brett 4 hatte Stephan Weiß, oben rechts am Zug.

Vor dem jetzt folgenden Bericht noch ein Hinweis: Ich habe meine subjektiven Aussagen nicht mit einer Engine geprüft, Fehler und Verbesserungen also bitte gerne in die Kommentarspalte eintragen.

Diesmal wurde nicht ich, sondern Helge zuerst fertig. Gegen seine französische Verteidigung musste sein Gegner seinen weißfeldrigen Läufer gegen einen Springer geben, um nicht einen wichtigen Zentrumsbauern zu verlieren. Die Partie wurde nach einem Damentausch positionell geführt. Helge hatte vereinzelt Schwächen, da sein Gegner aber nie wirklich dazu kam, aus ihnen Kapital zu schlagen, muss man diese wohl eher als Scheinschwächen bezeichnen; die Schwächen im weißen Lager wogen deutlich schwerer. In der Diagrammstellung übernahm Helge mit folgendem Manöver die Initiative und gewann im weiteren Verlauf sicher 1. … g5 2. g3 (fxg5 ist nicht gut wegen Txe5) gxf4 3. gxf4 Te6 4. Td4 Tg6+ 5. Kf1 Lg2+ 6. Kf2 Le4 7. Lg3 Txb6 8. Txc4 Tb2 9. Tca4 Lxc2 10. Txa5 La4+ 0:1

Anschließend wurde ich fertig. Nach einer schnell gespielten Eröffnung lud mich mein Gegner im Mittelspiel quasi zu meinem Gewinnzug ein. 1. …d5 bestraft direkt das vorangegangene 1. b4, denn das weiße Zentrum bricht zusammen: 2. exd5 cxd5 3. Lb3 Lxb4 4. Ld2 exd4 5. Se2. Den Bauern d4 verliere ich zwar wieder langfristig, aber ich habe trotzdem noch einen gesunden Mehrbauern und die bessere Figurenkoordination sowie -aktivität. Ich erschwerte mir das Spiel aber, indem ich im Vertrauen auf den Mehrbauern meine aktiven Figuren abtauschte und anschließend den Mehrbauern zweizügig wieder einstellte. Kurz darauf unterlief meinem Gegner aber in wieder ausgeglichener Stellung erst eine Ungenauigkeit und einen weiteren Zug später ein dicker Lapsus, sodass die Partie sofort für mich gewonnen war.

Jens brachte dann mit seinem Sieg schon die Entscheidung. Nach der Eröffnung hatte sein Gegner zwar die bessere Bauernstruktur, Jens hatte hingegen gutes Spiel auf den schwarzen Feldern und trotz des Damentauschs eine gefährliche Initiative gegen den schwarzen Monarchen. Es gelang ihm dann auch ein Mattnetz für seinen Gegner zu stricken. In der Stellung unten links folgte 1. Tb3 (mit der Drohung 2. Lb6+ Kc4 3. Td4#), sein Gegner parierte dies mit 1. … Lb5, worauf 2. a4 Lxa4 3. Tc3+ Kb5 4. Td5# zum Matt führte.

„Nur“ noch für die Galerie spielte schließlich Stephan, der aber einen für ihn wichtigen Sieg erlangte, da er das Gefühl der Niederlage aus den ersten beiden Runden nun abstreifen konnte. Er war schon positionell angenehmer bis vorteilhaft aus der Eröffnung gekommen, nahm einen Gambitbauern seines Gegners, welchen sein Gegner aber zunächst gar nicht zurückerobern konnte. Jede gegnerische Initiative gegen Stephans König wurde durch Abtausch im Keim erstickt und schließlich gewann der Gegner zwar seinen Gambitbauern zurück, dafür hatte Stephan aber alle Figuren optimal positioniert und ein weiterer aktiver Plan war für den Gegner nicht mehr ersichtlich. In der Stellung oben rechts erlangte Stephan mit folgender Kombination Vorteil: 1. a6 Dxa6 2. c6 Tc7 (Dxc6 3. Dxe7) 3. Txb7 Tcxb7 4. cxb7 (hier wäre stattdessen 4. Dxb7 noch schneller und klarer gewonnen gewesen) De6 5. Da5 Dd6 6. Dxa7 Kh6 7. Db6 Dxb6 8. Txb6. Dieses gewonnene Turmendspiel verwertete Stephan dann sicher zum Sieg.

Die dritte Runde ging damit mit dem Höchstergebnis von 4:0 an uns. Irgendwie haben wir unsere Brettpunkte in den ersten drei Runden äußerst ungünstig verteilt (zuvor zweimal 2,5 zu 1,5 verloren), aber ich will mich nicht beschweren. Die Tabelle sieht jetzt auch wieder etwas rosiger aus und am 24. Februar können wir dann gegen den SK Ettlingen II sehen, ob uns eine nachhaltige Ergebnistrendwende geglückt ist.