Update zum Stand der Dinge

Die Situation entwickelt sich dynamisch. So wurde die Entscheidung, die Saison für die 2. Bundesliga um ein Jahr zu verlängern, zurückgenommen (siehe offizielle Meldung). Man will nun warten, wie sich die 1. Bundesliga entscheidet. Damit ist es weiterhin vollkommen offen, wann und wie der Spielbetrieb wieder aufgenommen wird.

Derweil entwickelt sich das online-Schach rasant. Die Quarantäne-Bundesliga auf lichess entwickelt sich zunehmend zur Weltliga mit zunehmender Strahlkraft (siehe z.B. diesen Bericht). Es erscheint nun wirklich denkbar, dass sie in der Zeit, in der der analoge Spielbetrieb ruht, dem analogen Spielbetrieb den Rang abläuft oder sich zumindest als attraktives Parallelsystem etabliert. Umso mehr sollten wir als Verein überlegen, ob wir genügend Spieler für eine Teilnahme haben (jeden Donnerstag und Sonntag werden zumindest 5 Spieler benötigt, siehe Email an alle Vereinsmitglieder).

Einige Ergänzungen möchte ich noch zu meinen letzten Betrachtungen geben. Zum einen habe ich „nur“ negativ gefragt, wie lange der Spielbetrieb aus juristischen, politischen, infektionsbiologischen und moralischen Gründe verboten sein sollte. Man könnte aber auch positiv fragen, wann der Spielbetrieb aus (wirtschaftlichen) und philosophischen Gründen wieder geboten ist.Zu den wirtschaftlichen Gründen: Diese werden von der Profi-Fußballbundesliga ja gerade angeführt. In unserem Verband können sie aber kaum genutzt werden, da wir im Amateurbereich keine direkten Einnahmen durch die Spiele erzielen (höchstens indirekt, weil die Mitglieder nur wegen des Spielbetriebs in den Vereinen sind und Beiträge zahlen). Außerdem ist es ethisch zumindest fragwürdig rein wirtschaftliche Gründe argumentativ der Gesundheit von Menschen entgegen zu stellen (dies Argument betrifft den Profibereich). Dies könnte man höchstens tun, wenn Menschen ihre Existenzgrundlage vollkommen verlieren wie es in den USA gerade z.T. geschieht. In unserem Sozialstaat ist dies schon schwieriger – erst recht für den Millionärssport Fußball. Wobei natürlich auch berücksichtigt werden muss, dass die Steuereinnahmen des Staates (und damit die Hilfen, die der Staat Menschen in Not gewähren kann) stark von der Wirtschaft abhängig sind.
Ein gewichtigeres Argument für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs ist die philosophische Frage, inwieweit und wie lange man bereit ist, Einschränkungen seiner Freiheit für Sicherheit hinzunehmen (siehe das Gleichnis von Jens in seinem Kommentar zum letzten Artikel). Man muss gesamtgesellschaftlich zwischen Freiheit mit Risiko oder Sicherheit durch Einschränkungen abwägen. Da ein Infektionsrisiko (auch mit anderen Krankheiten) wohl nie ganz ausgeschlossen werden kann, muss man irgendwann das „normale“ Leben trotz Risiko wieder starten. Die Frage ist eben, welches Risiko oder welche Einschränkungen ist der Einzelne / die Gesellschaft bereit zu (er)tragen. Diese Fragen müsste man in einer Diskussion klären.

Eine weitere  Idee zu den Voraussetzungen des Spielbetriebs: Man könnte den Tisch längs stellen und an beiden Enden je ein Brett aufbauen. Die Spieler nehmen an ihren Enden / Brettern Platz und führen dort ihre eigenen und die Züge des Gegners aus. So wäre der Abstand zwischen den Spielern gewährleistet und man müsste auch nicht dieselben Figuren anfassen. Keine schöne, aber vielleicht eine notwendige Einschränkung. Es wird weiterhin mit einer Uhr gespielt, da jeder ja seine eigene Druckfläche hat.

Sören Koop