Heute hatten wir den SV Bargteheide zu Gast und hofften auf eine Überraschung. Denn nachdem wir die ersten drei Runden verloren hatten und weil wir heute wieder einige Spieler ersetzen mussten, waren wir sicher nicht in der Favoritenrolle. Doch auch Bargteheide bot einige Reservespieler auf und so entwickelte sich ein spannender Kampf.
Zunächst spielte Michael (Brett 5) remis. Es war eine offene Stellung mit beidseitigen taktischen Möglichkeiten; diese hielten sich aber die Waage, sodass das Remis folgerichtig war. Dann erreichte auch Olaf (Brett 7) ein relativ sicheres Schwarzremis, nachdem er die übliche Weißinitiative abgefedert hatte. In der Endstellung hatte er zwar einen Isolani auf d6, dafür hatte er das Feld e5 perspektivisch für seinen Springer und der gegnerische Bauer auf e4 war auch ein Isolani – auch hier war das Remis leistungsgerecht. Als nächstes wurde Jens‘ (Brett 1) Remisangebot angenommen. Die Stellung war zwar ausgeglichen, hätte aber noch viel Raum für weiteres Spiel gegeben. Nach den beiden letzten Niederlagen wollte Jens aber heute lieber den Spatz in der Hand. Für mich überraschend erreichte Matthias (Brett 8) ebenfalls ein Remis. Überraschend deshalb, weil er eine Figur für zwei Bauern weniger hatte und eine Kompensation für mich jedenfalls nicht so richtig erkennbar war. Irgendwie muss er aber Angriff kreiert haben bzw. sein Gegner muss ungenau gespielt haben. Das plötzlich entstandene Gegenspiel reichte dann zum Remis. Beim Stand von 2:2 war es mir (Brett 2) nun vergönnt die Führung mit einem Start-Ziel-Sieg zu erringen: Ich erlangte im 11. Zug langfristigen positionellen Vorteil, sodass ich mir den Gegner zurechtlegen konnte, ohne Gegenspiel fürchten zu müssen.
Es sah nun tatsächlich so aus, als wenn wir einen oder gar zwei Punkte erobern könnten, denn auf den übrigen Brettern sah es nicht unbedingt schlecht aus. Hartmut Porth musste ein Remisangebot von Wolfgang (Brett 3) ablehnen; er kommentierte dies später gegenüber seinen Mitspielern so „Ihr standet ja alle auf Verlust.“ Ob Bargteheide wirklich so schlecht stand, kann ich jetzt nicht sagen. Die Ergebnisse sprechen dann leider auch eine andere Sprache. Volker (Brett 6) hatte einen Bauern weniger, dafür aber einen vielversprechend aussehenden Angriff. Wie ich dann gehört habe, hat er dann noch eine Figur ins Geschäft gesteckt, um noch mehr Angriff zu erhalten. Dieser scheint aber nicht durchgeschlagen zu haben, denn Volker verlor. Dann verlor auch noch Stephan (Brett 4). Er hatte immer ein wenig passiver gestanden, es sah aber eigentlich auch immer so aus, als wenn er seine Stellung mit taktischem Gegenspiel halten könnte. Das genaue Ende habe ich dann leider nicht gesehen, ich vermute aber, dass wahrscheinlich irgendwann das Gegenspiel versiegte und der Gegner entscheidend in Vorteil kam.
Auf einmal hatte Bargteheide das Spiel gedreht und es war nun Wolfgang, der das Remisgebot von Hartmut Porth ablehnen musste. Mit 2 Minuten (Hartmut) bzw. 6 Minuten (Wolfgang) auf der Uhr wurde schließlich folgende Stellung mit Schwarz (Wolfgang) am Zug erreicht:
Wolgang – von Müdigkeit gezeichnet – spielte hier 36. …Dxe2. Nach 37. Txg8+ bemerkte er sein Versehen und gab auf.
Wir analysierten dann später 36. …Lf7 und kamen zu dem Schluss, dass die Stellung für Schwarz gewonnen sein müsste, da 37. Th8 an Lg8 scheitert. Auch sonst sahen wir nicht, was Weiß Produktives leisten könnte (auf 37. Lf3 planten wir z.B. d3).
Doch der Computer strafte uns Lügen. Eine Zugfolge ist z.B. 36. …Lf7 37. Th8 Lg8 38. Dc6! Kxh8 39. Dxh6+ Th7 40. Lxh7 Lxh7 41. Df6+ Kg8 42. Dd8 mit der eiskalten Bewertung von 0.00. Ich lasse das jetzt einfach mal so stehen. Allerdings wären die weißen Züge praktisch schwer zu finden gewesen und es ist fraglich, ob Hartmut in der Zeitnot alles hätte durchrechnen können.
Wie auch immer – am Ende steht eine etwas ärgerliche 3:5-Niederlage, da heute mindestens ein Mannschaftspunkt zum Greifen nahe war (den Bargteheider Bericht findet man übrigens auf deren Homepage unter der Rubrik Berichte). Mit der vierten Niederlage in Folge zieren wir natürlich weiterhin das Ende der Tabelle. Aber wie heißt es so schön: Neues Jahr, neues Glück. Außerdem waren wir vor zwei oder drei Jahren in der Verbandsliga in derselben Situation (0 Punkte aus den ersten 4 Runden) und haben am Ende doch noch den Klassenerhalt geschafft – allerdings war das eben auch eine Liga tiefer. Hoffen wir also das Beste für die nächste Partie am 19. Januar gegen die Mannschaft vom Lübecker SV III.
Sören Koop