Verbandsliga A, Runde 2 – Burg nicht erobert

Schwarz am Zug

Am letzten Sonntag hatte unsere Erste ein Auswärtsspiel in Burg. Die sich auf einer Anhöhe hinter dem Nord-Ostsee-Kanal verschanzende Gemeinde ist nicht nur geographisch, sondern meist auch auf dem Schachbrett gut verteidigt: So sind unsere Spiele gegen Burg in der Regel enge Angelegenheiten – und auch in diesem Spiel sollte dies so sein, was sich schon in den Aufstellungen anbahnte (Unterschied im DWZ-Durchschnitt aller 8 Bretter nur 4 Punkte).

Nachdem wir die geographischen Hindernisse mit Hilfe einer Fähre überwunden hatten, begann die eigentliche Schlacht auf dem Schachbrett. Zunächst begann jedoch alles friedlich: Stefan (Brett 3) nutzte den Anzugsvorteil und eine etwas angenehmere Stellung für ein schnelles Remis, da er noch andere Termine hatte. Andreas (Brett 8) war mit seiner Partie nicht zufrieden, da er kein Gegenspiel gekriegt habe; immerhin hat er aber auch nichts zugelassen und ebenfalls remis gespielt. Dem schloss sich Yorrick (Brett 7) an, der DWZ-Unterschied war bei dieser Partie auf Augenhöhe nicht zu bemerken, in einem ausgeglichenen Endspiel beendeten dann beide Seiten ihre Gewinnambitionen und einigten sich friedlich. Zwischenstand 1,5:1,5.

Dann begann es dramatisch zu werden. Zunächst siegte Börge (Brett 6) mit Schwarz recht souverän. Nach und nach hatte er die Initiative erlangt, irgendwann eine Qualität gewonnen, die Mattangriffe des Gegners abgewehrt und seinen Vorteil verwertet. Diese Führung verspielte ich (Brett 2) dann leider wieder; in sehr scharfer Stellung und unter Zeitdruck fand ich den besten Ausweg aus dem Taktikdschungel nicht, wonach meine Stellung kurz darauf kollabierte (siehe Aufgabe). Relativ zeitgleich beendeten dann Jens (Brett 1), Michael (Brett 4) und Stephan (Brett 5) ihre Partien: Jens erspielte sich mit Weiß eine positionell vorteilhafte Stellung, erhöhte stetig den Druck, behielt in den folgenden taktischen Verwicklungen den Überblick (einmal hatte ich fälschlicherweise angenommen, er würde eine Figur verlieren) und gewann. Michael verlor seine Stellung, nachdem er für mein Befinden mit einer sehr angenehmen (vielleicht sogar vorteilhaften) Stellung aus der Eröffnung gekommen war, dann aber dem Gegner immer mehr Spiel zugestanden hatte. Stephan schließlich wurde zum unglücklichsten Spieler des Tages: Er hatte seine positionell deutlich überlegene Stellung stetig verbessert und brauchte an einer Stelle „nur“ noch den Stecker ziehen. In Zeitnot übersah er aber den klaren und schönen Gewinnzug (eigentlich wäre er als Aufgabe zeigenswert, ich will aber nicht noch weiter in der Wunde bohren) und tauschte ab, wonach die Partie zu einem Remis verflachte.

Damit haben wir 4:4 gespielt und nehmen einen Mannschaftspunkt mit. Vor dem Spiel hätte ich gesagt, dass man mit dem Ergebnis gut leben kann; nach dem Spielverlauf muss man aber sagen, dass mehr drin gewesen wäre. Stephan nahm die Schuld für den verlorenen Punkt denn auch gleich auf sich – angesichts seiner verpassten Chance sehr verständlich, allerdings muss man sagen, dass er immer noch einen halben Punkt mehr als Michael und ich geholt hat (wenn man denn von „Schuld“ überhaupt sprechen kann, liegt sie also eher bei uns). Sei es, wie es sei, in weniger als zwei Wochen besteht die Chance, es gegen Husum besser zu machen. Die Tabelle und die weiteren Ergebnisse gibt es wie üblich beim Ergebnisdienst.

Lösung der Aufgabe (unter starker Mithilfe des Computers erstellt): 1. … Sf3+ 2. Kg2 (2. Kf2 Dh6; 2. Lxf3 Dxb3) Sh4+ 3. Kh1 (3. gxh4 Dg6+ 4. Kf2 [4. Kh1 Dd6] Lxh2) Db6 4. Le6 (4. gxh4 Dd6) Td8 5. d5 (5. gxh4 Dd6 6. Dc2 Dxe6 7. Dxc7 De4+ 8. Kg1 Dxe3 9. Kh1 Df3+ 10. Kg1 Txd4 11. Lxd4 Dg4+ 12. Kf1 Lxb5+ [12. Kh1 De4+ 13. Kg1 Dxd4+] 13. Kf2 Dxd4 14. Kf3 usw.) Sg6 ist vorteilhaft für Schwarz.

Der Zug 1. … Db6 scheitert an 2. dxe5 und die weiße Aktivität und die Drohungen sind zu stark (z.B. Ld4 nebst baldigem Lxb7). 1. …Dh6 2. dxe5 Lb6 wird mit 3. Te1 gekontert. Auf den Zug 1. … Df6 folgt am besten 2. Lxb7 Td8 (2. …Tb8 3. dxe5 Lxe5 4. Ta6 De7 5. Te6 Dxb7 6. Txe5 mit leichtem weißen Vorteil) 3. dxe5 Lxe5 mit ausgeglichener Stellung.

In der Partie schätzte ich 1. …Db6 richtigerweise als schlecht ein, 1. …Df6 schätzte ich dagegen fälschlicherweise als schlecht ein (es ist ausgeglichen, siehe oben). So spielte ich richtigerweise den besten Zug 1. …Sf3+ aus den falschen Gründen. Nach 2. Kg2 griff ich a Tempo mit Sxd4 fehl (2. …Sh4+ habe ich zwar gesehen, aber nicht gesehen, wie es weitergeht, und diesen Zug deswegen schnell verworfen; da ich in Zeitnot die Folgen nach Sxd4 nicht überblickte, hielt ich es es bei der Berechnung in der Aufgabenstellung für den praktisch besten Versuch). Nach 3. Lxd4 verlor ich in schlechterer Stellung dann völlig den Faden und konnte nach Dg6 4. Tc1 Dd6 5. b6 La4 6. Txc7 nur noch aufgeben.

Sören Koop