Verbandsliga B, Runde 3 – ein Befreiungsschlag

Nach den beiden verlorenen Auftaktpartien waren wir heute im Heimspiel gegen Agon Neumünster II fast schon unter Zugzwang, wenn wir nicht noch tiefer in den Abstiegssumpf geraten wollten. Mit einer guten (und vor allem vollständigen) Aufstellung war ich aber guter Dinge, dass wir das schaffen sollten.

Schon recht früh brachte uns Yorrick (Brett 7) beruhigend in Führung, wobei der Sieg mit einigen Diskussionen verbunden war, die letztlich die Mannschaftsführer entscheiden mussten. Ausgangspunkt ist die abgebildete Stellung, die zur Diskussion stehenden Züge sind markiert. Die Darstellung von Yorrick, die von Wolfgang bestätigt wurde:

In der Diagrammstellung habe sein mit Weiß spielender Gegner den schwarzen Springer auf e5 angefasst, offensichtlich um diesen zu schlagen, was nur mit dem Sf3 möglich war; auf Yorricks spontane, freudige Reaktion (1. Sxe5 erlaubt Df2#) habe er den schwarzen Springer losgelassen und stattdessen seinen Springer nach d4 gesetzt, ein Verstoß gegen die „Berührt-geführt-Regel“. Die Version von Yorricks Gegner: Das stimme nicht, er habe nur den eigenen, weißen Springer angefasst. Es stand Aussage gegen Aussage, wobei Yorricks Aussage von Wolfgang bestätigt wurde. Da es keine weiteren Zeugen gab, die Aussagen 2:1 standen und da die Version von Yorrick (und Wolfgang) glaubhaft war (dafür würde ich sprichwörtlich „meine Hand ins Feuer legen“, dass sie sich so etwas nicht ausdenken), wurde letztlich der Zug 1. Sxe5 ausgeführt, was zum Matt und Punktgewinn für Yorrick führte. Eine abschließende Anmerkung: Persönlich will ich Yorricks Gegner nicht unterstellen und glaube auch nicht, dass er bewusst „gelogen“ hat; vielmehr kann ich mir gut vorstellen, dass er nur an einen Zug mit dem Springer f3 gedacht hat und ihm dabei nicht bewusst war, dass er zuerst die zu schlagende Zielfigur auf e5 berührt hat, weswegen er dann letztlich Sd4 (statt Sxe5) ziehen wollte – dass er aber zuerst den Springer auf e5 berührt hat (Version von Yorrick und Wolfgang), daran habe ich persönlich keinen Zweifel.

Diese frühe Führung war beruhigend und diese Beruhigung hatten wir auch nötig, denn zwischenzeitlich sah es an vielen Brettern nicht gut aus. Ausgenommen von wechselhaften Partien waren nur Stephan und Olaf (Brett 5 und 8), welche beide ein solides, unspektakuläres Remis erzielten (soweit ich es mitbekommen habe).

Einige Zeit später war die nächste Partie mit einer kurzen „Aufregung“ vorbei – zum Glück war es kein erneuter Streitfall: Wolfgang (Brett 6) hatte – offenbar mit einem unvorhergesehenem, taktischen Schlag – eine komplexe, evtl. sogar schlechtere oder verlorene Stellung (?) gewonnen; sein Kommentar war jedenfalls nur „mehr Glück als Verstand“.

Eine 3:1-Führung sollten wir an den ersten vier Brettern nun doch wirklich nicht verspielen können, dachte ich. Damit behielt ich zum Glück recht, auch wenn die Art und Weise nicht gerade souverän war. Jens (Brett 1) spielte in der Eröffnung wohl etwas ungenau und musste das ganze Mittelspiel bis ins Endspiel hinein eine passive und leicht schlechtere Stellung verteidigen, ein Spiel auf zwei Ergebnisse (Remis oder Sieg seiner Gegnerin) war die logische Folge. Doch irgendwo im Endspiel kam Jens‘ Gegnerin vom rechten Pfad der Tugend ab, die Koordination der letzten Figuren misslang und Jens konnte unverhofft ein gewonnenes Läuferendspiel erreichen, welches er dann auch sicher verwertete.

Beim Stand von 4:1 spielte Michael (Brett 4) dann remis. Bei ihm sah die Stellung für mich die ganze Zeit vielversprechend aus. Zum Ende wurde es bei entgegengesetzten Rochaden und starken Königsangriffen auf beiden Flügeln jedoch sehr zweischneidig. Angesichts des Spielstandes war das Dauerschach (wenn ich es richtig mitbekommen habe) die richtige Wahl von Michael.

Der Sieg war also schon sicher und es blieben noch die Partien von Stefan (Brett 3) und mir (Brett 2). In meiner Partie hatte ich wenig bis nichts aus der Eröffnung geholt, spielte im Mittelspiel nicht so ganz optimal, hatte plötzlich schon Angst, dass ich eine Figur verliere, konnte den Laden aber noch halbwegs zusammenhalten und in ein schlechteres Endspiel überleiten, in welchem sich der gegnerische Vorteil dann doch erstaunlich schnell verflüchtigte, sodass das Remis in einem ungleichfarbigen Läufer-Endspiel die einzig logische Konsequenz war.

Blieb also noch Stefan. Sein Gegner hatte das Läuferpaar aufgegeben und dafür Stefans Bauernstruktur am Königsflügel zerstört. An eben diesem hielt sich aber Stefans König auf, sodass ein heftiger weißer Angriff hier die Folge war. Das sah zwischenzeitlich mehr als nur bedenklich aus. Irgendwie gelang es Stefan aber, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und die angreifenden Figuren unter günstigen Umständen abzutauschen. Es entstand schließlich ein Turmendspiel mit einem Mehrbauern von Stefan, das er zum Sieg führen konnte.

Mit diesem insgesamt zwar verdienten, aber doch zu hoch ausgefallenem 6:2-Sieg verlassen wir endlich die Abstiegsränge (siehe Tabelle und weitere Ergebnisse der Runde). Um das Abstiegsgespenst aber noch mehr zu verscheuchen, wäre es gut, wenn wir in der nächsten Runde am 15. Januar in Flintbek nachlegen könnten.

Sören Koop