Verbandsliga A, Runde 9 – beste Saisonleistung bringt Meisterschaft

Am heutigen Tag hatten wir die SF Burg zu Gast. In den letzten beiden Spielzeiten war unsere Begegnung immer ein Aufeinandertreffen der Kellerkinder, wobei es einmal für uns und einmal für Burg jeweils um nahezu den letzten Strohhalm ging (der auch jeweils ergriffen wurde). Gänzlich anders waren die Vorzeichen heute: Bei einem Sieg unsererseits wären wir Meister, bei einem Unentschieden oder Sieg von Burg wäre Burg Meister. Dementsprechend motiviert gingen beide Mannschaften zu Werke, taktische Verwicklungen wurden beiderseits nicht gescheut.

Zuerst beendete Michael (Brett 4) seine Partie mit einem Unentschieden. Er hatte zwar einen Bauern mehr, bei offener Stellung boten sich den gegnerischen Figuren aber genügend Angriffsziele, die einen Fortschritt Michaels verhinderten. Lange passierte nun nichts, bis uns schließlich ein Doppelschlag gelang: Jürgen schien zunächst vom Gegner eingeschnürt zu werden, fand aber gute Felder für seine Figuren und nutzte die Löcher, die im Vorwärtsdrang des Weißen um den eigenen König herum entstanden waren. Da Burg zurücklag und sich das Spiel auch an den anderen Brettern eher zu unseren Gunsten zu entwickeln schien, entschied sich Jens‘ Gegner an Brett 1 in einem ausgeglichenen Damendspiel für einen suspekten Königszug, um ein Dauerschach zu verhindern. Dies war aber eine Verschlimmbesserung, da er sich dadurch in einem Mattnetz befand. Das Matt selbst konnte er zwar abwenden, König und Dame waren nun aber zu unflexibel um Jens‘ Freibauern am Damenflügel etwas entgegenzusetzen. Zwischenstand 2,5 zu 0,5.

Als nun auch Andreas (Brett 7) remis spielte, schien aus meiner Sicht das Spiel im höheren Sinne entschieden. Andreas hatte nämlich eine hochtaktische Partie gespielt, in der er obendrein noch in akuter Zeitnot war. Soweit ich gehört habe, soll er zwischenzeitlich auf Gewinn gestanden haben. In Zeitnot und komplexer Stellung sind aber immer alle Ergebnisse möglich, sodass das Remis im Mannschaftssinne sehr gut war. Denn kurz darauf erhöhte Stefan (Brett 6) auf 4:1, indem er im Turmendspiel einen Bauern durchdrückte. Schon aus der Eröffnung heraus war seine Stellung immer angenehm gewesen, da sein Gegner ihm ein ideales Zentrum (Bauern auf e4 und d4) ohne erkennbaren Gegenwert überlassen hatte. Mir (Brett 2) war es dann vergönnt, den Mannschaftssieg ebenfalls im Turmendspiel sicherzustellen. Meine Partie war aber längst nicht so sicher wie bei Stefan, da nach der Eröffnung meine „Vorteilsvarianten“ alle ein Loch hatten, sodass die Initiative auf meinen Gegner überging. Hier musste ich einige bange Momente überstehen, bis mich mein Gegner durch zuviele Abtäusche in ein für mich vorteilhaftes Turmendspiel entwischen ließ, das ich dann auch gewann.

Die beiden letzten Partien waren nun belanglos geworden. Volker (Brett 8) gewann in einer positionellen Partie. Er hatte zunächst einen Bauern für langhaltenden Druck geopfert. Dies führte schließlich zum Erfolg und er erreichte ein klar gewonnenes Springerendspiel mit zwei oder drei Mehrbauern. Helge (Brett 3) schließlich war unser Pechvogel heute. Er hatte eine vielversprechende Angriffsstellung erreicht, die an einer Stelle durch ein hübsches Turmopfer wohl gewonnen gewesen wäre. Helge opferte dann später auch einen Turm, übersah aber einen starken Zug seines Gegners, wonach ihm mit einem Turm weniger nur noch die Aufgabe blieb. Einziger Trost war, dass er „nur“ am Schachbrett „untergegangen“ ist und nicht schon auf dem Weg zum Spielort. Auf unserem gemeinsamen Radweg zur Spielstätte hatten wir nämlich eine Abkürzung ausprobiert und hatten uns unvermittelt auf irgendwelchen Wiesen wiedergefunden, an deren Rand ein Schild mit der Aufschrift „Achtung Fangsand [Treibsand?], Lebensgefahr!“ angebracht war…

Mit diesem 6:2-Sieg sind wir nun Meister der Verbandsliga A und steigen in die Landesliga auf. Um dort zu bestehen, werden wir uns sicher noch deutlich steigern müssen. Denn mit Ausnahme des heutigen Spiels, fand ich uns in dieser Saison zu oft nicht überzeugend – man denke nur an das Spiel gegen Husum. Und ohne den Einsatz unserer Reservespieler wären wir überhaupt nicht in die Situation gekommen, heute ein Finale zu spielen. Dafür an dieser Stelle auch noch einmal ein Dankeschön (an die Stammspieler natürlich auch)!

Bester Mannschaftspieler wurde Jens Wulf von Moers mit 6,5 aus 8.
Nicht unerwähnt bleiben sollten aber Wolfgang Schlünz und Volker Josuttis, die beide mit 5 aus 5 jeweils 100% erreicht haben.
Die weiteren Ergebnisse gibt es wieder auf der Seite des Schachverbands.

Sören Koop