Landesliga Runde 2 – ein unerwartetes Ergebnis

Wie die Zweite am Freitag, so spielten wir diesen Sonntag (21.11.) in der Turnhalle unseres neuen Spiellokals gegen den SC Agon Neumünster; die Maskenpflicht galt dabei wegen der vorherigen 3G-Kontrolle nicht. Nachdem unsere Zweite letzten Freitag ihren Einstand in unserem neuen Spiellokal bereits mit einem Sieg gegeben hatte, wollten wir es ihr gerne gleichtun. Jedoch – der Vergleich der Startaufstellung ließ diesen Wunsch selbst für eingefleischte (und nicht anwesende) Fans doch sehr optimistisch, wenn nicht gar utopisch erscheinen. So waren wir froh, überhaupt vollzählig anzutreten (nochmals ein Danke an die Reservespieler für ihren Einsatz).

Doch diese Vollzähligkeit machte sich bezahlt. Agon trat nämlich nur zu siebt an und ich konnte an Brett 2 kampflos das 1:0 beisteuern. Da ich die Spannung beim Zuschauen nicht lange aushalte, war ich während des Spiels vor allem damit beschäftigt, mich erfolgreich durch die Speise- und Getränkekarte unseres neuen Spiellokals zu spielen.

Schachliche Leckerbissen gab es aus Wrister Sicht dagegen vorerst nicht. Die Partien nahmen langsam ihren Verlauf und nach knapp zwei Stunden spielte Jens an Brett 1 remis, nachdem er und sein Gegner beide das sich abzeichnende Endspiel lieber nicht spielen wollten.

Dann schien das schon vor Spielbeginn befürchtete Verhängnis allmählich seinen Verlauf zu nehmen. Trotz guter Gegenwehr von Matthias (Brett 7) und Horst (Brett 8) setzte sich der Spielstärkeunterschied doch nach und nach durch, sodass Agon hier bei fortgeschrittenem Spiel schließlich zwei Siege erzielte. Und auch Stephan K. hatte es an Brett 5 gegen den erfahrenen Fernschach-Großmeister Joachim Neumann mit den schwarzen Steinen sehr schwer. Es gelang ihm nicht, seinen Gegner durch taktische Verwicklungen in Zeitnot zu bringen und so stand am Ende auch hier leider eine 0.

Beim Stand von 1,5 zu 3,5 mussten wir uns nun kräftig strecken, um noch etwas Zählbares aus diesem Spiel heute mitzunehmen. Doch immerhin – die verbliebenen Partien boten Anlass zur Hoffnung.

Stefan H. (Brett 3) hatte sich positionelle Vorteile erarbeitet und drang schließlich in die gegnerische Stellung ein. Sein Gegner suchte sein Heil in taktischen Verwicklungen. Doch Stefan nahm zwei Bauern mit, wehrte die gegnerischen Angriffsbemühungen kühl ab, zwang den Gegner zum Figurentausch, da dessen König auch sehr offen stand, und erreichte ein klar gewonnenes Endspiel. 2,5 zu 3,5.

Als nächstes wurde Michael an Brett 4 fertig. Er hatte eine gute Partie gespielt und nachhaltig positionellen Druck aufgebaut. Als seine Gegnerin schließlich versuchte, sich des Druckes zu entledigen, war dies taktisch nicht gerechtfertigt. Michael gewann die Dame gegen einen Turm und Läufer, hinzu kamen eine schwache gegnerische Königsstellung und ein zentraler Freibauer. In Zeitnot verpasste er dann aber einmal das Momentum zum sofortigen Knockout und erlaubte es seiner Gegnerin, ihre Figuren besser zu koordinieren. Die Stellung war zwar immer noch gewonnen, jetzt aber um einiges schwieriger. Da die Zeitkontrolle geschafft war, konnte Michael diese Aufgabe aber lösen, indem er den Druck wieder steigerte, bis die schwarze Stellung schließlich taktisch kollabierte. 3,5 zu 3,5.

Es blieb nun nur noch die Partie von Börge. Aus der Eröffnung war er mit Weiß einigermaßen gekommen, allerdings war eine leichte Initiative auf Schwarz übergegangen. In der Folge musste Börge aufpassen, dass aus der leichten keine starke Initiative wurde. Dies gelang, wobei er indirekt einmal durch Zugwiederholung Remis bot. Sein Gegner wollte aber mehr und drückte weiter. Es gelang ihm aber keine Schwächung von Börges Stellung, stattdessen verlor er dann unter ungünstigen Umständen einen Bauern (siehe Aufgabe: Was ist der beste scharze Zug nach dem Partieverlauf 1.Sd4 Lc8 2. De4? Lösung siehe unten). Börge spielte nun umsichtig, ihm gelang es, positionelle gegnerische Drohungen abzuwenden und gleichzeitig nach und nach Figuren zu tauschen, bis er in einem Springerendspiel immer noch mit Mehrbauer war. Wie er später verriet, dachte er zu diesem Zeitpunkt, dass wir den Mannschaftskampf schon verloren hätten und dass er nur noch für die Galerie spiele (er hatte die Niederlagen an den benachbarten Brettern 5, 7 und 8 mitbekommen, die Siege an den Brettern 3 und 4 hingegen nicht) . Vielleicht war das aber auch ganz gut so. Denn das Springerendspiel spielte er ruhig und nüchtern mit guter Technik herunter bis zum Sieg und wurde zum Matchwinner.

Damit haben wir unverhofft und mit dem nötigen Glück 4,5 zu 3,5 gewonnen, vielleicht hatte Caissa ja Erbarmen auf Grund der bitteren Erstrundenniederlage. Die weiteren Ergebnisse und die Tabelle findet man beim Ergebnisdienst.

Das neue Spiellokal haben wir jedenfalls gelungen eingeweiht und ich freue mich auf weitere Partien hier. Bedanken möchte ich mich hier auch bei der Wirtin, die insgesamt dreimal (vor Spielbeginn, in der Halbzeit, nach Spielende des Fussballspiels) für Ruhe in der unweit entfernt liegenden Fußballumkleidekabine gesorgt hat. Einige scheinen nämlich ein paar Kopfbälle zu viel gespielt zu haben, da u.a. aus Wut ein Mülleimer zertreten worden ist (Torpedo Neumünster hatte 6:1 gegen den VfL Kellinghusen verloren). Hier müssen wir für die Zukunft mal sehen, welche Lösungen wir finden, dass die doch sehr unterschiedlichen Temperamente von Fußballern und Schachspielern parallel unter einen Hut gebracht werden können. Ebenfalls zu klären wird sein, wie der Spielbetrieb durch Corona und durch die seit dem 22.11. geltende neue Coronaverordnung beeinflusst wird. Unser nächstes Spiel ist nämlich bereits am 10.12. bei der Kieler SG.

Lösung der Aufgabe: Schwarz hätte mit 2. …e5 3. Lxg4 exd4 4. Lxc8 Txc8 5. cxd4 De6 6. Dxe6 fxe6 die Partie trotz des (vorübergehenden) Minusbauern im Gleichgewicht halten können, da der Turm auf der offenen c-Linie genügend Gegenspiel bringt. Die gespielte Variante 2. …Sf6 3. Dxe7 Te8 4. Db4 ist hingegen im Vergleich weniger günstig für Schwarz (wobei sie aber noch nicht verloren ist).