DSOL Runde 7 – „Jugendmannschaft“ erfolgreich

In der heutigen 7. und letzten Runde der DSOL ging es für uns in der Tabelle um die goldene Ananas (die ersten beiden Plätze, die zur KO-Runde qualifizieren, waren unerreichbar und absteigen kann man nicht). Vielmehr ging es um das Spielen selbst und hier waren wir top motiviert, da wir erstmals seit gefühlt 10 Jahren unsere gesamte alte, inzwischen nicht mehr ganz so junge Jugendmannschaft mit Helge, Fynn, Börge und mir reaktivieren konnten (Alter heute zwischen 29 und 32) – wobei sich die Motivation bei dem einen oder anderen vielleicht eher auf das Konsumieren freitagabendgeeigneter Getränke bezog. Wie bei Jugendlichen üblich wurden die Partien alle taktisch. Folgende Stellungen waren Schlüsselstellungen:

  • Ich (Sören) hatte oben links Schwarz. Auf welchen letzten Strohhalm kann man mit Schwarz überhaupt noch in dieser katastrophalen Stellung seine Hoffnung setzen (Weiß ist obendrein am Zug)?
  • Helge hatte unten links Weiß. Wie kann er entscheidenden Materialvorteil erlangen?
  • Fynn hatte oben rechts Weiß. Wie ist die Stellung einzuschätzen?
  • Börge hatte unten rechts Schwarz. Weiß spielte hier 1.Dxf7, wie kann Schwarz darauf reagieren?

Helge gewann seine Partie (unten links) zuerst zum 1:0. Nach einem hochtaktischen Verlauf, bei dem ich beim schnellen Zuschauen während meiner Partie nicht alle Komplikationen überblicken konnte, hatte er eine Qualität gewonnen. Schwarz hat aber mit seinem schwarzen Bauernzentrum noch Hoffnungen auf Gegenspiel. Helge zerschlug diese mit 1. Txe7 Dxe7 2. a4, wonach er eine Figur gewinnt, sodass der Gegner aufgab.

Börge erhöhte dann auf 2:0. Nach einer ruhigen Eröffnung wurde das Mittelspiel positionell und taktisch gleichzeitig. In den Verwicklungen gewann Börge zunächst einen Bauern, erlangte dann eine vorteilhafte Stellung und gewann die Qualität. Die Diagrammstellung ist dann auch schon klar gewonnen. Börges Gegner versuchte noch mit 1. Dxf7 den schwarzen König in Bedrängnis zu bringen, musste aber nach  1. …Dh1 Kf2 2. Dg2#  ein Matt hinnehmen (wobei 1. …Dg2# einen Zug schneller gewesen wäre). Allerdings ist auch jeder andere Zug wie z.B. 1. Txe1 wegen 1. …Dh1 hoffnungslos.

2:0 war eine beruhigende Führung und die konnten Fynn und ich auch gebrauchen, da wir beide schlechter standen: Fynn hatte nur einen Bauern weniger, aber noch eine aktive Stellung; ich hatte einen Bauern und eine katastrophale Stellung weniger. Hoffnung auf taktische Schummelchancen konnten wir aber noch auf die sehr knappe Bedenkzeit unserer Gegner setzen.

Gerade aber als Fynn (oben rechts) sogar fast Oberwasser zu bekommen schien, da er den Bauern zurückgewonnen hatte, der Gegner nur noch extrem wenig Zeit hatte und Fynn ihn mit nervigen Drohungen belästigte (objektiv mag die Stellung für Schwarz vielleicht minimal besser sein, wobei ich das nicht mit einer Engine geprüft habe; den psychologischen Druck der Zeitnot, der auf Schwarz lag, sollte man aber bei der Bewertung nicht ganz außer Acht lassen), passierte ein Unglück – der Maus-Slip 1. Tg6. Nach dem Turmeinsteller ist die Partie natürlich verloren und Fynn gab sofort auf.

Blieb noch meine Partie. In der Stellung (oben links) war meine Hoffnung die Variante 1. Df7+ Kd8 2. Dxf8+ Kc7 3. Kxg3 Df3+ mit Dauerschach (oder 3. fxg3 De2+ mit Dauerschach). Der Computer zeigt aber, dass Weiß mit 3. g6 weiterhin auf Gewinn steht. Unter Zeitnot spielte mein Gegner lieber 1. Dc8+ Dd8 2. Dxc6+ Dd7 3. Dxd7 Sxd7 4. Kxg3, was auch gewonnen ist. Hier hatte ich aber immer noch einen letzten Pfeil im Köcher: 4. …Sc5 5. g6 (Sg4) hxg6 6. hxg6 Kf8 7. Kf4 Sxa4 8. Kxe4 Sc5+ 9. Kf4 und auf einmal gewinne ich nach 9. …a4, da mein a-Bauer durchläuft. 9. Kd5 a4 10. Kxc5 a3 11. g7+ Kxg7 12. Sf5+ Kf6 13. Sd4 a3 14. Sb3 hätte dagegen gewonnen, was aber in extremer Zeitnot auch nicht ganz leicht zu sehen war.

Damit haben wir insgesamt wohl verdient gewonnen, auch wenn die Umstände dann letztendlich glücklich waren (siehe meine Partie) und das 3:1 daher auch zu hoch ist. Jedenfalls haben die jugendlichen Tugenden (aktives Spiel, relativ schnelles Spielen, keine Angst vor taktischen Komplikationen und auch in verzweifelten Situationen sich nicht aufgeben) gegenüber den jugendlichen Schwächen (Patzer und positionell nicht immer einwandfreie Züge) den Ausschlag gegeben.

In der Tabelle beenden wir die Saison damit auf dem 5. Platz bei 8 Mannschaften. Erfolgreichster Mannschaftsspieler wurde ich mit 4 Punkten aus 7 Partien (Eigenlob…), relativ gesehen war Helge mit 100% am erfolgreichsten (2 Siege aus 2 Partien). Glückwunsch an den SV Hemer und die SF Hamburg, die sich auf dem 1. und 2. Platz die Qualifikation für die KO-Runde gesichert haben. Vielleicht schaffen wir es auch einmal bei einer möglichen Neuauflage der DSOL (steht aber noch nicht fest), uns für die KO-Runde zu qualifizieren.